Pferd: Raufutter
Kraftfutter & Ergänzungen
Energie und Mineralien ergänzen.
Stallhaltung & Zubehör
Für gesunde Haltung & Pflege.
Raufutter: Heu, Stroh & Haylage – Basis der Pferdefütterung
Raufutter ist das Fundament gesunder Pferdeernährung – für Verdauung, Zahnabrieb, Beschäftigung und Wohlbefinden. Hier erfährst du, welche Raufutter-Typen es gibt, wie du Qualität erkennst, wie viel dein Pferd braucht und wie Lagerung & Fütterung optimal gelingen. Tabellen und eine Checkliste helfen bei der Auswahl.
Hinweis: Raufutter ist Grundbedürfnis – Mangel führt zu Magengeschwüren, Verhaltensstörungen und Koliken.
Raufutter-Typen im Überblick
| Typ | Feuchte | Eigenschaften | Für wen geeignet |
|---|---|---|---|
| Wiesenheu | < 15 % | Standard, vielfältige Gräser/Kräuter | Alle Pferde, täglich, Hauptfutter |
| Kräuterheu | < 15 % | Mit Kamille, Löwenzahn, Spitzwegerich | Abwechslung, atemwegsfördernd |
| Luzerneheu | < 15 % | Proteinreich (15–18 %), calciumreich | Sportpferde, Aufzucht, Zucht – nicht dauerhaft für alle |
| Bergwiesenheu | < 15 % | Kräuterreich, aromatisch, rohfaserreich | Premium-Qualität, alle Pferde |
| Haylage | 30–50 % | Angewelkt, siliert, staubfrei | Atemwegsprobleme, aber Kolikrisiko bei schlechter Qualität |
| Stroh (Hafer/Weizen) | < 15 % | Strukturfutter, wenig Nährstoffe | Beschäftigung, nicht als Hauptfutter |
| Heucobs | < 15 % | Gepresstes Heu, einweichbar | Senioren, Zahnprobleme (siehe Mash & Pellets) |
Tipp: Heu ad libitum (unbegrenzt) ist ideal – fördert Kautätigkeit, Speichelproduktion, Beschäftigung.
Heu: Das Grundnahrungsmittel
Qualitätsmerkmale
- Farbe: Grün bis grüngelb (nicht braun, grau, ausgebleicht).
- Geruch: Aromatisch, frisch (nicht muffig, modrig, staubig).
- Struktur: Lange Halme, wenig Bruch, kein Staub.
- Frei von: Schimmel, Giftpflanzen (Jakobskreuzkraut, Herbstzeitlose), Unkraut.
- Schnittzeitpunkt: 1. Mahd (Juni) energiereicher, 2. Mahd (August) strukturreicher, feiner.
Tagesbedarf
- Faustregel: 1,5–2 % Körpergewicht/Tag als Trockenmasse.
- 500 kg Pferd: 7,5–10 kg Heu/Tag.
- Ad libitum: Unbegrenztes Angebot reduziert Stress, fördert natürliches Fressverhalten (16–18 h/Tag).
Wichtig: Raufutter ist kein „Zusatz", sondern Hauptfutter – Kraftfutter nur ergänzend (Pferdefutter).
Haylage: Staubfrei, aber anspruchsvoll
Was ist Haylage?
- Angewelktes Gras (Trocknung auf 50–70 % Feuchte) wird luftdicht siliert.
- Vorteile: Staubfrei (Atemwege!), oft schmackhafter, aromatisch.
- Nachteile: Höheres Kolikrisiko bei schlechter Silierung, teurer, kürzere Haltbarkeit nach Öffnung.
Fütterung
- Menge: Wie Heu (1,5–2 % Körpergewicht), aber höherer Feuchtegehalt → mehr kg nötig.
- Öffnen: Folie durchstechen, binnen 3–5 Tagen verbrauchen (Nachgärung vermeiden).
- Qualität prüfen: Geruch süßlich-aromatisch, keine Schimmelbildung, kein Ammoniak.
Achtung: Bei schlechter Qualität Botulismus-Gefahr – nur von vertrauenswürdigen Anbietern kaufen.
Stroh: Beschäftigung, kein Hauptfutter
Stroharten
- Haferstroh: Am besten als Futter – schmackhaft, weniger hart.
- Weizenstroh: Hart, wenig schmackhaft – besser als Einstreu.
- Gerstenstroh: Mittelweg, seltener genutzt.
Einsatz
- Strukturfutter: Beschäftigung, Kautätigkeit, Magenfüllung.
- Menge: 1–3 kg/Tag zusätzlich zu Heu – nicht als Ersatz!
- Vorsicht: Zu viel Stroh kann Verstopfung verursachen – immer mit Heu kombinieren.
Luzerneheu: Proteinbombe für Spezialfälle
Eigenschaften
- Protein: 15–18 % (Heu meist 8–12 %).
- Calcium: Sehr hoch – Ca:P-Verhältnis 5–6:1 (ideal 1,5–2:1).
- Energie: Höher als Wiesenheu.
Einsatz
- Sportpferde: Muskelaufbau, hoher Energiebedarf.
- Zucht/Aufzucht: Trächtige/Laktierende Stuten, Jungpferde.
- Magere Pferde: Gewichtszunahme ohne viel Getreide.
Vorsicht
- Nicht dauerhaft für alle: Zu viel Protein belastet Nieren, zu viel Calcium stört Mineralstoffhaushalt.
- Kombination: Mit Wiesenheu mischen (50:50), nicht als alleiniges Raufutter.
Fütterungsmanagement
Ad-libitum-Fütterung
- Vorteile: Natürliches Fressverhalten, weniger Stress, keine Magengeschwüre.
- Umsetzung: Heuraufen, Heunetze mit großen Maschen (> 5 cm), Rundballen.
- Für wen: Gesunde Pferde, normale Figur, ausreichend Bewegung.
Portionierte Fütterung
- Wann: Übergewicht, EMS, Hufrehe, Stoffwechselerkrankungen.
- Wie: Heunetze mit kleinen Maschen (3–4 cm) – verlangsamt Fressgeschwindigkeit.
- Menge: Mindestens 1,5 % Körpergewicht – zu wenig erhöht Kolikrisiko.
Heunetze & Raufen
- Große Maschen (> 5 cm): Freie Futteraufnahme, natürlich.
- Kleine Maschen (3–4 cm): Fressgeschwindigkeit reduziert, Übergewicht vermeiden.
- Höhe: Idealerweise auf Brusthöhe – zu hoch belastet Nacken, zu niedrig verschmutzt.
Ausstattung: Heuraufen, Heunetze – siehe Pferdezubehör.
Lagerung & Haltbarkeit
Heu lagern
- Trocken & luftig: Auf Paletten, Holzrosten – nicht direkt auf Boden.
- Dunkel: Vor UV-Licht schützen (Vitamine).
- Dachschutz: Vor Regen/Feuchtigkeit schützen – Schimmelgefahr.
- Kontrolle: Regelmäßig wenden, auf Hitzentwicklung (Selbstentzündung bei zu feuchtem Heu!), Schimmel prüfen.
- Lagerzeit: Mindestens 6–8 Wochen „nachreifen" vor Verfütterung – frisches Heu kann Kolik auslösen.
Haylage lagern
- Luftdicht: In Folie/Rundballen – ungeöffnet mehrere Monate haltbar.
- Nach Öffnung: Binnen 3–5 Tagen verbrauchen, kühl lagern.
- Kontrolle: Auf Nachgärung, Schimmel, Ammoniak-Geruch prüfen.
Qualitätsprobleme erkennen
| Problem | Ursache | Risiko | Maßnahme |
|---|---|---|---|
| Schimmel | Zu feucht geerntet oder gelagert | Atemwegsprobleme, Vergiftung | Nicht verfüttern – entsorgen |
| Staubig | Trockene Lagerung, zu spät geerntet | Atemwege, Husten | Anfeuchten oder ersetzen |
| Braun/Grau | Zu lange gelagert, UV-Licht | Nährstoffverlust | Qualität prüfen, ggf. ersetzen |
| Giftpflanzen | Ernte von verseuchten Wiesen | Vergiftung (Jakobskreuzkraut!) | Nicht verfüttern – Tierarzt bei Verdacht |
| Ammoniak-Geruch (Haylage) | Fehlgärung | Vergiftung, Botulismus | Nicht verfüttern |
Wichtig: Schimmeliges oder giftpflanzenhaltiges Heu niemals füttern – Gesundheitsrisiko!
Raufutter für Sonderfälle
EMS, Hufrehe, Cushing
- Heu testen: Zucker- und Stärkegehalt < 10 % (NSC-Wert).
- Spät geschnittenes Heu: 2. oder 3. Mahd – weniger Energie.
- Einweichen: 30–60 Min. in kaltem Wasser – reduziert Zucker (aber auch Nährstoffe!).
- Portioniert: Heunetze mit kleinen Maschen – Fressgeschwindigkeit verlangsamen.
Atemwegsprobleme (COB, RAO)
- Staubfrei: Haylage, eingeweichte Heucobs (Mash & Pellets).
- Qualität: Premium-Heu, späte Mahd, trocken geerntet.
- Lagerung: Belüftet, staubfrei – vor Fütterung leicht anfeuchten.
Häufige Fehler vermeiden
- Zu wenig Raufutter (< 1,5 % Körpergewicht) → Magengeschwüre, Koliken, Verhaltensstörungen.
- Nur Stroh füttern → Mangelernährung, Verstopfungskoliken.
- Schimmeliges Heu verfüttern → Atemwegsprobleme, Vergiftung.
- Zu frisches Heu (< 6 Wochen) → Kolikgefahr.
- Heu auf feuchtem Boden lagern → Schimmel, Fäulnis.
- Haylage nach 5 Tagen offen → Nachgärung, Verderbnis.
- Keine Kontrolle auf Giftpflanzen → Vergiftungsgefahr (Jakobskreuzkraut!).
Checkliste: Kaufkriterien Raufutter
- Heu-Qualität: Grün, aromatisch, staubfrei, lange Halme, keine Giftpflanzen.
- Schnittzeitpunkt: 1. Mahd (energiereicher) oder 2. Mahd (strukturreicher) je nach Bedarf.
- Lagerung: Trocken, luftig, dunkel – mindestens 6–8 Wochen nachgereift.
- Menge: 1,5–2 % Körpergewicht/Tag (7,5–10 kg für 500 kg Pferd).
- Ad libitum: Unbegrenztes Angebot ideal – portioniert nur bei Übergewicht/EMS.
- Haylage: Staubfrei, aber nur von vertrauenswürdigen Anbietern – binnen 3–5 Tagen verbrauchen.
- Stroh: Haferstroh zur Beschäftigung (1–3 kg/Tag) – nicht als Heu-Ersatz.
- Luzerneheu: Nur bei erhöhtem Protein-/Energiebedarf – mit Wiesenheu mischen.
- Kontrolle: Regelmäßig auf Schimmel, Staub, Giftpflanzen prüfen.
- Kombination: Raufutter ist Hauptfutter – Pferdefutter & Ergänzungsfutter nur ergänzend.
Häufig gestellte Fragen
Wie viel Heu braucht mein Pferd täglich?
Mindestens 1,5–2 % des Körpergewichts/Tag. Ein 500 kg Pferd benötigt also 7,5–10 kg Heu täglich – am besten ad libitum (unbegrenzt).
Woran erkenne ich gutes Heu?
Grüne bis grüngelbe Farbe, aromatischer Duft, lange Halme, staubfrei, kein Schimmel, keine Giftpflanzen. Frisch und trocken geerntet.
Ist Stroh als Futter geeignet?
Stroh ist kein vollwertiges Raufutter, aber als Beschäftigung und Strukturfutter okay. Haferstroh ist am besten – Weizenstroh eher als Einstreu.
Was ist der Unterschied zwischen Heu und Haylage?
Heu ist getrocknetes Gras (< 15 % Feuchte), Haylage ist angewelkt und siliert (30–50 % Feuchte). Haylage ist staubfrei, aber höheres Kolikrisiko bei schlechter Qualität.
Wie lagere ich Heu richtig?
Trocken, luftig, dunkel – auf Paletten oder Holzrosten, nicht direkt auf Boden. Regelmäßig auf Schimmel prüfen. Erste Mahd energiereicher als zweite.
Kann ich zu viel Heu füttern?
Bei gesunden Pferden selten ein Problem, wenn Raufutter ad libitum. Übergewichtige Pferde oder EMS: portioniert füttern oder Heunetze mit kleinen Maschen nutzen.